Schmerz und Stress

Schmerz

und

Stress

- das sollten Sie wissen

Was ist Stress?

Grundsätzlich bedeuted Stress, dass das Nervensystem aufgrund äußerer Reize starkt aktiviert ist.

Aktivierende Effekte

  • gesteigerte Herzfrequenz
  • gesteigerter Blutdruck (Tonus der Gefäßmuskulatur steigt)
  • gesteigerte Durchblutung der Skelettmuskulatur
  • Glykoslye (bereitstellung von Kohlenhydraten, als schnellster Energielieferant)
  • gesteigerte Schweißdrüsenaktivität
  • Kontinenz, durch gesteigerten Muskeltonus der Harnröhre (Wird oft erlebt durch Probleme beim Wasserlassen)
  • Erweiterung der Bronchien
  • Aktivierung der Nebenniere
    • Ausschüttung von Adrenalin
    • Ausschüttung von Cortisol

Hemmende Effekte

  • Darmtätigkeit
  • Durchblutung der Haut
  • herabgesetzte Nierenfunktion
  • herabgesetzte Speichelproduktion

wozu ist das gut?

Gibt es einen bedrohlichen Reiz, ist es sinnvoll alles zu aktivieren, das eine schnelle Reaktion ermöglicht. Das ist häufig sehr sinnvoll, manchmal nicht so.

Wird man beispielsweise nachts im Park angegriffen, ist es sehr sinnvoll. Entweder um zu kämpfen oder ganz schnell wegzurennen. Beides sichert das Überleben. Daher wird diese Reaktion auch die Fight-or-Flight-Reaktion genannt.

Genau diese Reaktion kann im Mathematikunterricht eher hinderlich sein. Wird man beispielsweise vom vermeindlichen Feind, in Gestalt des Lehrkörpers, an die Tafel zitiert und die Fläche zwischen der x-Achse und G_f Gf im Bereich von x= a x = a bis x= b x = b. f ( x) = x berechnen soll. Wird das auch noch benotet, ist es bei den meisten Schülern ganz aus.
Jetzt wäre es gut man könnte sich zurücklehnen, das Problem auf sich wirken lassen und dann strukturiert und ganz entspannt schritt für schritt losrechnen. Das funktioniert allerdings nicht, wenn die Drüsen der Nebenniere Adrenalin und Cortisol in die Blutbahn pumpen.

Chronischer Stress

Die Hektik im Alltag, hohe Arbeitsbelastung, Termindruck, finanzielle Unsicherheit und straff durchorganisierte Freizeit – Stress ist heute allgegenwärtig. Geben wir unserem Nervensystem keine Pausen, sodass es sich immer mal auch wieder herunterregulieren kann, gibt es nachhaltige Veränderungen in den folgenden Bereichen.

Auswirkungen

Unter Stress muss schnell verbrennbare Engerie verfügbar sein

Der Organismus mobilisiert

Werden Kohlenhydrate, als schnell verfügbare Energie bereitstellt, wird dieser Energieträger auch primär verbrannt. Im Alltag sollten allerdings Fette verbrannt werden. Fett liefert cirka vier mal mehr Energie als Kohlehydrate. Allerdings ist der Prozess der Verbrennung aufwendiger. Damit ist die Engernie daraus nicht so schnell verfügbar.

Der Energiemix verschiebt sich zugungsten der Kohlenhydrate.

Weil Kohlehydrate eine geringere Engergiedichte haben, muss die benötigte Energie zunehmend über einen noch schnelleren Weg bereitgestellt werden. Dies funktioniert über die sog. Milchsäuregärung. Hierbei fällt das während der Leistungsdiagnostik messbare Produkt Laktat an. Diesen Prozess nennt man auch anaerobe Glycolyse. Dieser Prozess schafft allerdings 67 mal weniger Energie als die Verbrennung von Fett und 17 mal weniger als die Verbrennung von Kohlenhydraten. Zusätzlich heizt ein hoher Laktatspiegel die Ausschüttung von Stresshormonen an.

Mitochondiren – Die Kraftwerke der Zelle

Die Verbrennungsprozesse finden ausschließlich in den Mitochondrien, speziellen Zellorganellen, statt. Hier wird aus den Energieträgern Phosphat gewonnen. Phosphat ist die von der Zelle Nutzbare Form der Energie. Die anaerobe Glykolyse, also der Vergährungsprozess , findet im Gegenzug in der Zellflüssigekeit, dem Zytosol statt.

Der Organismus passt sich permanent an

Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk der Anpassung ist. Bezüglich des Nervensystems heißt das: Das Gehirn kann nichts anderes als Lernen. Für den und alle anderen Strukturen nichts anderes als Anpassung. Wenn die Arbeit der Mitochondrien wenger nachgefragt wird, weil die Zelle die Energie anderweitig heranschaffen muss, werden diese radikal wegrationalisiert.

Weniger Kraftwerke => weniger Energie durch Verbrennung => mehr anaerobe Energiebereitstellung

Der Energiemix verändert sich

Der Prozess der anaeroben Glycolyse wird im Energiemix immer dominanter, während der Fettstoffwechsel nahezu an Bedeutung verliert.

Bedeutung des Fettstoffwechsels  für die Regeneration

Regeneration funktioniert nur, wenn die Nebenniere keine Stresshormone ausschüttet. Daher kann man sagen, dass bei einem stark kohlehydrat lastigen Energiemix, die Fähigkeit des Körpers für Regenerationsprozesse negativ beeinträchtig ist.
Der Hormonhaushalt regelt auch das Tuning des Nervensystems, das ebenso probleme bekommt in den Modus „Rest and Digest“ umzuschalten.

Fettstoffwechsel

Dauerstress hat negative Folgend für unser Fasziensystem (Bindegewebe)

Um dies besser zu verstehen ist es wichtig zu wissen, was dieses Fasziale System eigentlich ist. Es besteht grob aus zwei Bestandteilen:

  • Fasern
  • Zucker-Eiweis-Moleküle (Proteoglykane)

Fasern
sorgen für Stabilität bspw. in Sehnen, Bändern, aber auch in der Haut für Stabiliät in Zugrichtung

Proteoglykane (PGs)
sind sozusagen der Schmierstoff und sorgen für reibungsarmes Vergleiten von anatomischen Strukturen zueinander.
Sie weisen eine negative elektrische Ladung auf und können daher H2O über Wasserstoffbrücken an sich Binden. Das sorgt dafür dass dass Gewebe schön nass und glitschig ist.

Diese Beiden Produkte (Fasern und PGs) werden von den Bindegewebszellen, den sog. Fibroblasten vorallem in regenertaiven Phasen des Tages produziert. Sondern die Nebennieren Stresshormone ab, stellen diese Zellen mehr oder weniger ihre Arbeit ein. Bei chronischem Stress arbeiten sie demnach kaum noch.

Weniger PGs im Gewebe
Gewebe wird trockner und kann nicht mehr gut zueinander vegleiten.  – Wir werden steiff und unbeweglicher. Reibungswiderstände steigen und es entsteht Nozisensorik (elektrische Impulse von freien Nervenendigungen ans zentrale Nervensystem) Dies sorgt für Sensibilisierungsporzesse im zentralen Nervensystem. 

  • Nozisensorik wird schneller als Schmerz wahrgenommen
  • Muskeltonus steigt
  • Blutversorgung im Endstromgebiet wird schlechter
  • Stressreaktion wird angeheizt

Dieser Prozess stellt sich relativ schnell ein, da die Halbwertszeit dieser Produkte bei ca. 1 Woche liegt.

Eingeschränkte Produktion von Bindegewebs-Fasern
 Werden die Fasern nicht ständig erneuert, sinkt die Belastbarkeit von Gewebe. Dadurch droht bei mechanischen Reizen schneller eine Gewebsschädigung. Mehr Nozisensorik ist die Konsequenz mit den Effekten die oben bereits beschrieben wurden.

Chronischer Stress über einen längeren Zeitraum kann dann zu bspw. rupturen von Sehnen aufgrund einer Bagatelle auslösen. Das Klassische Beispiel hier: 50 Jähriger Familienvater kickt am Wochenende bei einem Freizeitevent, will antreten zum Sprint und BÄNG.

Parameter sind:

  • hohe Aktivierung des vegetativen Nervensystems über einen längeren Zeitraum (Arbeit, Familie)
  • zu wenig oder kaum Training
  • schlechte fähigkeiten Fette zu verbrennen und damit eine schlechte Regenerationsfähigkeit

 

Die Wirkung von Stress auf das Immunsystem

Auf den Punkt gebracht kann man sagen:

Akuter Stress erhöht die Aktivität im Immunsystem – Chronischer Stress bewirkt das Gegenteil.

 

Möchte man die Prozesse besser verstehen, wird schnell klar: Es ist sehr komplex.

Einer der Pioniere, Robert Adler, fragte sich noch in den 1980er-Jahren frustriert: Warum können Immunologen einfach nicht verstehen, dass immunologische Reaktionen niemals isoliert betrachtet werden können, sondern immer im Zusammenspiel mit psychosozialen und psychischen Faktoren?

Heute wissen wir: Kontext ist alles! Daher betrachten wir Gesundheitsporbleme aus einer bio-psycho-sozialen Brille. Die Psychoneuroimmunologie, respektiert diese Zusammenhänge und ist heute in der Lage zu erklären, warum das Risiko eines Herzinfarktes größer ist, wenn man in einer toxischen Beziehung lebt, als eine Schachtel Zigarretten pro Tag zu rauchen.

Emotionaler Stress ist genauso bedrohlich wie körperlicher. Müssen wir mit einem Chef auskommen, der uns unterdrückt, wird unser Kind chronisch krank, gehören Streitigkeiten mit dem Partner zur Tagesordnung oder verlieren wir den Job, kommt es stresshormonbedingt immer wieder zu Blutdruckerhöhungen, Herzfrequenzsteigerungen, Zuckermobilisierungen.

Chronische Zuckermobilisierung fürt zum Zusammenbruch des Fettstoffwechsels, was wiederum die Stressreaktion anheizit und das Immunsystem weiter unter Druck setzt.

Speziell das autonome Nervensystem (ANS)
auch vegetatives NS genannt

Es gliedert sich in zwei Systeme

  • Sympathikus
  • Parasympathikus

Sypmpathikus

Dieser Teil des ANS sorgt ganz allgemein für Aktivierung und sorgt für die Effekte die eingangs im Kapitel  bereits benannt wurden. Er liegt im Bereich der Brustwirbelsäule und sorgt bei ständiger aktivierung für vermehrten Beugetonus. Dadurch geht u.a. die Fähigkeit sich gut zu strecken nach und nach verloren.

Parasympathikus

Ist auch als der Eingeweidenerv bekannt, was ihn allerdings nur auf seinen Haputnerv, den Vagusnerv, reduziert. Er ist auch als Eingeweidenerv bekannt und entsprechend zuständig für die Funktion der inneren Organe.
Im ZNS gibt es noch weitere Teile die dem Parasympathikus zugerechnet werden, diese sind speziell für die Steuerung der Organe im kleinen Becken zuständig und spielen bspw. eine wichtige Rolle für gut funtkoinierende Sexualität.

Bei chronischem Stress, also bei überweigender Aktivierung des Sympathikus wird die Aktivität des Parasympathikus permanent gedämpft. Es kommt u.a. zu Problemen der Darmtätigkeit, aber auch Errektionsprobleme sind Symptome die hiermit assosziiert werden können.

Ein ausgeglichenes ANS arbeitet in Rythmen. Daher ist es sinnvoll bei egal was man tut, alle 1,5 Std. ein kleine Pause einzulegen, damit sich das Nervensystem regulieren kann. Auch das Powernapping bzw. die Siesta zwischen 14:00 und 15:00 Uhr sind eine sehr gute Angewohnheit. Danach kann der Organismus noch mal richtig durchstarten.

Wird der Sympatikus dauerhaft aktiviert, verliert er über die Zeit die Fähigkeit herunterzufahren. Schlechter unerholsamer Schlaf sind nur zwei resultierende Effekte die in der Praxis häufig beobachtet werden können.

Einige mögliche Folgen:

  • (permanente) Müdigkeit, Abgeschlagenheit (Fatige-Syndrom)
  • häufige Infekte
  • Schmerzsyndrome
  • Schlafprobleme
  • Kurzatmigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Ängste / Panikattacken

Ihre Energiereserven nahezu aufgebraucht sind und es Ihnen nicht mehr gelingt, neue Kraft zu schöpfen, könnten dies bereits Folgen von Stress sein. Andauernder Alltagsdruck kann dazu führen, dass der Stress chronisch wird. Das bedeutet das der aktivierende Teil des autonomen Nervensystems, der Sympathikus, langsam die Fähigkeit verliert herunterzufahren bzw. zu regulieren. Es ist in etwa so, wie wenn sie morgens eine Faust ballen und den ganzen Tag geballt halten. Sie werden abends Probleme haben, die Faust wieder zu öffnen.

Chronopsychologie

Auch die Erkenntnisse aus der Chronopsychologie bestätigendie negativen Einflüsse von chronischem Stress auf den Organismus und können mit Ableitungen aus der Herzfrequenzvariabilitat die Regulationsfähigkeit des ANS auch graphisch gut darstellen.

Gut zu erkennen in der oberen Graphik sind ein Mittagsschlaf von ca. 1,5 Std. und die  Schlafrhythmen von ebenfalls ca. 1,5 Std. Ebenfalls deutlich: die ersten Schlafphasen sind die wichtigsten. Später wirde der Schlaf leichter und die Regeneration nimt ab.

Die untere Graphik steht exemplarisch für eine Person, die unter chronischem Stress leidet. Obwohl auch diese Person schläft, findet keine Regeneration statt. Die Aktivierung lässt lediglich etwas nach. Ein solches vegetatives Tuning geht an die Substanz und ist assoziiert mit chronischen Schmerzen (Schmerzsyndrome), Depression, Burn-Out, Autoimmunerkrankungen und nidrigem Fitnesslevel.

FAZIT

Chronischer Stress hat nicht nur einen Auslöser. Fast immer ist es eine individuelle Mischung verschiedener Faktoren, die uns in die Stressfalle lockt. Nicht nur das, was uns unter Druck setzt, ist sehr unterschiedlich. Auch wie unser Körper auf Dauerstress reagiert, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Steht der Körper  unter Stress, hat das unter anderem Konsequenzen  für biochemische Abläufe. Sie laufen immer nach dem gleichen Muster ab: Der Körper mobilisiert und liefert zusätzliche Energie. Dieser Energieschub soll  helfen eine potentielle Gefahr abzuwehren. Kurzfristig ist das sinnvoll – langfristig keineswegs.

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